Ok, ich gebe zu, meine bisherige Einstellung zum Zelten und Campen allgemein lässt sich mit einem Satz zusammenfassen: „Dafür bin ich zu alt!“
Diese Meinung hatte sich bereits ein wenig geändert, als ich auf Kanutour in Schweden war und die Einfachheit dieses Lebens doch sehr genießen konnte.
Als ich in diesem Sommer wandern war, hab ich echt zu schätzen gelernt, dass ich morgens innerhalb von fünf Minuten alles im Rucksack verstaut hatte und die Frage „Was soll ich anziehen?“ sich allein dadurch beantwortete, dass die Hälfte der Klamotten vom Waschen noch feucht war – also: die trockenen Sachen.
Insofern finde ich die Reduzierung auf das Wesentliche immer spannender und auch erholsamer. Deshalb war der Gedanke des Zeltens gar nicht mehr so weit weg.
Da sich die Ferienzeit aber ihrem Ende entgegen neigte, war an eine Reise mit Zelt leider nicht mehr zu denken. Aber eigentlich brauchts das auch gar nicht, wenn man so schön wohnt wie wir – und sich beim Wildzelten nicht erwischen lässt.
Außerdem musste ich nicht lange überlegen, welche Freundin verrückt genug ist, so eine Aktion mitzumachen. Der passende Ort war auch schnell gefunden. Also die wichtigsten Sachen eingepackt und losgefahren. Als kleines Backup hatten wir für die Fahrt ihren Bus genommen, sollte das Wetter umschlagen, wilde Tiere auftauchen oder anderes Gruseliges passieren, hätten wir Zuflucht finden können.
Wir mussten nicht weit laufen und fanden auch direkt einen passenden Platz für unser Zelt. Das Aufbauen haben wir dann mit ein bissle Ausprobieren und einem kleinen Telefonjoker auch hingekriegt. IMG_1082Danach haben wir uns ein lauschiges Plätzchen auf einer Mauer gesucht. Nach einem kurzen Zwischenfall, bei dem meine eine Trinkflasche links von der Mauer gefallen ist und die andere rechts und ich eine Bergungsaktion im Dickicht mit Stirrebirre starten musste, haben wir es uns gemütlich gemacht. Unsere Verpflegung bestand aus Salat im Glas, Chips, Keksen und natürlich Rotwein. IMG_1083Wir haben über alles Mögliche geschwätzt, unterbrochen von zunächst unheimlichen Lauten aus dem Wald, an die wir uns aber immer mehr gewöhnten. Irgendwann stellten wir fest, dass zwei Flaschen Rotwein leer und es zwei Uhr nachts war. Also krochen wir in unsere Schlafsäcke im Zelt und haben wunderbar geschlafen. Geweckt wurden wir allerdings eher von der Autobahn – der Wind stand einfach ungünstig – als von Vogelgezwitscher. Da wir zum Schaffen mussten, haben wir nur alles zusammengepackt und nochmal kurz die Aussicht genossen, dann ging es heim unter die Dusche, damit wir trotz Restalkohol und Schlafmangel halbwegs vorzeigbar wurden. IMG_1085
Es war eine total coole Aktion, ein Abenteuer im Alltag und hoffentlich nicht das letzte seiner Art.

Erkenntnisse des Tages – bzw. der Nacht:
Im Dunkeln ist es gar nicht so unheimlich, wenn man sich erstmal an die Geräusche und die Dunkelheit gewöhnt hat.
Ich komme mit weniger aus, als ich oft denke.
Ich brauche aber eine neue Isomatte und einen neuen Schlafsack – meine riesige Isomatte von Decathlon und mein Aldischlafsack aus dem Jahr 1992 haben jetzt einfach mal ausgedient. Sie passen in keinen Rucksack und sind so echt blöd zu transportieren.

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