Heute sollte es historisch werden. Deshalb hatten wir uns zur Führung für Maeshowe angemeldet. Uns war unklar, wie man den Namen ausspricht, aber das geht uns in Schottland öfter so. Immerhin hatten wir inzwischen herausgefunden, dass auf Orkney orkadisch gesprochen wird, was wiederum ein eigener Dialekt ist und eine größere Verwandtschaft zu den nordgermanischen Sprachen hat. Für die Aussprache half das aber auch nicht wirklich.
Im Visitorcenter kamen wir ins Gespräch mit dem Guide Robert, der gerne nach Slowenien reist und bei seinen Urlauben auch schon in Deutschland war. Mit einem kleinen Bus wurde man nun zum Parkplatz gefahren, was ungefähr zwei Minuten dauerte. Von dort war es ein Fußweg von drei Minuten. Das Hügelgrab kann man von der Straße aus gut erkennen. Beim Hineingehen in die innere Kammer hatte ich ausnahmsweise mal einen Größenvorteil, weil man durch einen sehr niedrigen Gang hindurch muss. Robert hat uns sehr unterhaltsam erklärt, wie das Grab vor ca. 5000 Jahren vermutlich gebaut wurde. Die verwendeten Steine sind teilweise mehrere Tonnen schwer. Der ganze Bau hält ohne irgendwelchen Mörtel. Dabei sind die Steine mit einer Neigung verbaut, damit Wasser nach außen abfließt und sich nicht auf den riesigen Steinplatten sammelt. Nun erfuhren wir auch, dass „howe“ denselben altgermanischen Stamm hat wie unser heutiges Wort Hügel. 1150 saßen Wikinger für ein paar Tage in dem Grab fest. Sie wurden beim Überfall auf Kirkwall von einem Schneesturm überrascht und suchten in dem Hügel Schutz. Ihre Langeweile vertrieben sie sich mit dem Ritzen von Runen in die Steine. Deshalb findet sich eine der bis heute größten Runensammlung in dem Hügelgrab.

Nun ging es weiter nach Yesnaby, einem Aussichtspunkt über der Steilküste. Wir machten eine kleine Wanderung an der Küste entlang. Dabei sahen wir außer zahlreichen Möwen auch eine Gruppe von Austernfischern. Man konnte bis nach Hoy blicken und sah auch Old Man of Hoy. Da es so schönes „unorkadian weather“ war – wie ein Einheimischer es nannte – nutzen wir die Gelegenheit für ein kleines Vesper.

Der nächste Stopp war in Skara Brae. Dieses komplett vergrabene, ca. 5000 Jahre alte, jungsteinzeitliche Dorf war im 19. Jahrhundert nach einem großen Sturm aufgedeckt worden. Spektaklär ist vor allem das Haus Nr. 7, weil dies komplett eingerichtet (bis auf die organischen Stoffe natürlich) vorgefunden wurde. Die 10 Häuser des Dorfes waren mit überdachten Gängen verbunden, so dass das Leben quasi unterirdisch stattgefunden hat und somit natürlich gut gegen die Elemente geschützt war. Eben diese Wettereinflüsse haben auch das ausgegrabene Haus Nr. 7 gefährdet, so dass man es inzwischen wieder verschlossen hat. Im Museum gibt es eine Rekonstruktion des Hauses, in das man hineingehen kann, was sehr anschaulich war. Im Dorf selber hat uns ein Guide noch ganz viel zur Ausgrabung erzählt. So erfuhren wir, dass unter der angrenzenden Wiese bereits weitere Häuser nachgewiesen wurden. Außerdem ist klar, dass man Skara Brae auf Dauer nicht vor dem Meer wird schützen können. Im Anschluss konnte man sich noch das Anwesen des Entdeckers von Skara Brae anschauen, was aber nicht so richtig spannend war.

Nun fuhren wir weiter zum Birsay Bay Teamroom und genossen einen köstlichen Afternoon Tea mit Sandwich und Scones.

Danach konnten wir tatsächlich noch nach Birsay hinüberlaufen, weil noch Ebbe war. Auf der Insel befindet sich der Brough of Birsay. Hier waren Überreste eines Klosters der Wikinger gefunden worden, aber auch piktische Bilder. Wir liefen noch hinauf zum Leuchtturm, neben dem auch noch ein Geocache versteckt war. Auf dem Rückweg konnte man sehen, dass das Wasser schon deutlich gestiegen war. Wir hatten also Glück, dass es für unseren Besuch mit den Gezeiten so gut passte.

Nach einem kurzen Foto-Stopp am bekannten „Twatt“-Schild sind wir noch zum Broch of Gurness gefahren. Robert hatte uns am Morgen den Tipp gegeben, dass man einfach auf das Gelände gehen könne, obwohl man in der Saison eigentlich Eintritt bezahlen müsste. Der hier gefundene Turm stammt aus der Eisenzeit und wurde ca. 400 v.Chr. gebaut.

Nach einem kurzen Stopp im Coop in Dounby um Kaffee zu kaufen, kehrten wir in den Puffin Pod zurück. Ich ging noch eine kurze Runde laufen, bei der ich entgegen der Planung auf irgendwelchen matschigen Feldwegen landete. Der Abend klang aus mit Glenmorangie 10yo und Highlandpark 10yo und ein bissle Vorausplanung für den nächsten Tag.

Viele der heutigen Bilder stammen vom Lieblingsmenschen.

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