Unseren ersten Schottland-Urlaub machten wir per Flugzeug und Mietwagen, da wir über Ostern dort waren und deshalb nicht genug Zeit zur Verfügung hatten. 2020 mussten wir den geplanten Urlaub (wie ungefähr alle) absagen. Für dieses Jahr wurde schnell klar, dass wir nur im Sommer gehen könnten, dann aber etwas mehr Zeit hätten als beim letzten Mal. Da wir unbedingt länger im Orsay House auf Islay bleiben wollten, entstand die Idee, die Räder mitzunehmen und somit die ganze Reise per Auto und Fähre zu unternehmen.

Wenn man aus Süddeutschland anreist, hat man mit knapp 800 Kilometern eine echt lange Anreise nach Amsterdam zur Fähre. Von dieser langen Fahrt kann man sich dann aber die ganze Nacht erholen, da es auf der Fähre eine Kabinenpflicht gibt, man also gar nicht in Versuchung kommt, die Überfahrt auf einem unbequemen Sessel zu verbringen. Ob meine Erholung auf den beiden Überfahrten auch bei stärkerem Wellengang so hoch gewesen wäre, weiß ich nicht, aber so hab ich erstaunlich gut geschlafen. Auch in England bzw. Schottland hatten wir Strecken zurückzulegen, aber diese hatten wir natürlich so geplant, dass wir unterwegs schon Sachen angeschaut haben, Whisky-Destillerien sind ja glücklicherweise zahlreich vorhanden.

Unser Fahrradträger für die Anhängerkupplung hat sich auch bei dieser Reise bewährt. Wir sind weiterhin total froh, dass wir in gute Qualität investiert haben. Vor allem die Möglichkeit, den Träger auch beladen abklappen zu können, um den Kofferraum zu öffnen, hat sie sehr bezahlt gemacht. Wenn das Auto schon auf der Fähre ist, kann diese Funktion nicht mehr genutzt werden, weil die Autos zu dicht stehen. Das sollte man im Vorfeld bedenken, wenn man akrobatische Klettereinlagen über die Rücksitze vermeiden möchte. Außerdem kann man sowohl unseren Träger als auch die Räder darauf abschließen, was ebenfalls sehr praktisch ist.

In Schottland hat es eher selten Radwege, wir mussten uns also auch mit den Rädern ans Linksfahren gewöhnen. Das war aber unproblematisch und da die Schotten als Autofahrer sehr entspannt sind, wird auch auf Radfahrer Rücksicht genommen. Ist man mit dem Rad auf einer Single Track Road unterwegs, kann es sein, dass man bis zum nächsten Passing Place ein Auto hinter sich hat. Ist es mehr als ein Auto oder kommt noch Gegenverkehr, kann das bedeuten, dass man als Radfahrer anhalten und abwarten muss, bis alle vorbei sind. Befindet man sich gerade in einer Steigung, ist das etwas blöd. Da wir während des Urlaubs aber keine Rekorde auf dem Rad brechen wollten, sondern eher gemütlich unterwegs waren, weil es so viel zu sehen gab und wir auch nicht immer nüchtern geradelt sind, hat uns auch das keinen Stress bereitet.

Stichwort Steigung: Schottland ist ordentlich hügelig. Selbst wenn man am Ufer entlang radelt, wie wir es auf Arran gemacht haben, kann man immer sicher sein: die nächste Steigung kommt bestimmt und manchmal sind sie ganz schön knackig. Denn auch auf dem Rad wird man mit dem Phänomen der schottischen Berge konfrontiert. Sie erreichen zwar „nur“ eine Höhe von 1300 Metern, aber man befindet sich selbst reichlich oft auf Meereshöhe, somit bleiben ordentliche Höhenmeter, die man dann beim Wandern oder Radfahren bewältigen muss.

Nach dem Anstieg kommt ja zum Glück dann irgendwann unweigerlich eine Abfahrt. Bei diesen sollte man in Schottland nicht einfach nur laufen lassen, wenn man die Strecke noch nicht kennt, denn schottische Straßen haben oft krasse Schlaglöcher. Wer da mit dem Rad reingerät, dürfte sich ordentlich ablegen. Insofern hat es sich auch bewährt, dass ich das Gravel Bike mitgenommen habe. Im Vorfeld hatte ich nämlich ziemlich lange rumgemacht, welches Rad ich mitnehmen wollte. Auch das E-Bike mit seinen noch breiteren und damit geländegängigeren Reifen stand zur Auswahl, ebenso wie das Rennrad. Meine Entscheidung war aber genau richtig. Mit dem Rennrad wäre ich bei den Straßenverhältnissen nicht so richtig glücklich geworden, auch wenn wir viele Leute auf Rennrädern gesehen haben. Die Tour in Glen Rosa hätte ich damit gar nicht machen können. Hier wäre das E-Bike wahrscheinlich hilfreich gewesen, andererseits ist es mir im Urlaub nicht wichtig, ungeschwitzt irgendwo anzukommen, was ich ja die beste Eigenschaft des E-Bikes finde. Unser Fahrradträger kann drei Räder transportieren. Keine zwei Räder mitgenommen zu haben, war aber ebenso richtig, denn sonst hätte ich immer noch ein Rad versorgen müssen, was nicht an allen Unterkünften so einfach gewesen wäre. Die Flexibilität des Gravel Bikes war also in allen Bereichen super und ich würde es genau so wieder machen.

Auch wenn das Ab- und Aufladen der Räder an den Unterkünften etwas mehr Aufwand bedeutete, sind wir uns einig, dass wir es genau so wieder machen würden. Wir hatten durch die Räder eine viel größere Flexibilität. Wir haben viel mehr von der Landschaft gesehen, weil wir ja langsamer unterwegs waren. Auch Strecken, die zu Fuß zu lang gewesen wären und sonst mit dem Auto hätten gemacht werden müssen, konnten wir wunderbar mit dem Rad machen. Der schottische Sommer mit seinen eher milden Temperaturen war sehr angenehm zum Radfahren und Regen hatten wir glücklicherweise nicht so oft. Insofern: alles richtig gemacht! Nur Egon fand die Sache mit den Fahrrädern eher so mittelgut, weil er auf dem Rad nicht mitfahren konnte.

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