Da wir über den Shabbat in Jerusalem waren, mussten wir unsere Aktivitäten gut planen, da viele Sachen während des Feiertags natürlich geschlossen sind. Deshalb ging es als erstes nach Yad Vashem, weil uns der Besuch dort sehr wichtig war. Es war natürlich sehr voll, aber es verlief sich dann meist ganz gut. Das Holocaustmuseum ist sehr gut gemacht. Es gab nicht großartig neue Informationen für mich, denn ich habe mich bereits oft und ausführlich mit der Thematik beschäftigt, um die man als Historikerin in Deutschland natürlich nicht herumkommt. Aber dennoch war es besonders sich hier in diesem Land wieder damit konfrontiert zu sehen. Es ist mir deshalb auch nicht gelungen, auf der wissenschaftlich-sachlichen Ebene zu bleiben, sondern ich war tief berührt. Auch architektonisch ist das Museum toll gemacht, weil man zunächst einen langen Gang hinuntergeht, diesen am Ende aber wieder hoch und somit ins Licht läuft. Insgesamt eine eindrückliche Erfahrung mit Nachwirkung, weil wir beide die Erkenntnis hatten, dass wir eigentlich alle viel mehr Verantwortung übernehmen müssten angesichts der politischen Entwicklung in unserem Land, damit wir uns nicht auch eines Tages die Frage stellen müssen, wie das eigentlich alles passieren konnte.






Da abzusehen war, dass bald die Geschäfte schließen würden, sind wir nun erstmal zum Mahane Yehuda Markt gefahren. Es war schon ein ziemliches Abenteuer, da erstmal hinzukommen. Überall liefen hektisch orthodoxe Juden durch die Straßen, man sah fast nur schwarze Hüte. Wir fanden ein Parkhaus, das nur eine hebräische Beschriftung hatte und umgerechnet 5€ pro Stunde kostete. Zu Fuß sind wir zum Markt. Dort war es unfassbar voll und laut. Wir haben Brot, etwas Obst, getrocknetes Gemüse zum Knabbern und Baklava gekauft. Nach kurzer Wartezeit ergatterten wir tatsächlich einen Tisch im HaAgas 1. Wir aßen sehr leckere gefüllte Wein- und Kohlblätter, Kobe und – natürlich – Humus. Während wir aßen warteten schon die nächsten Leut auf unseren Tisch.




Gut gestärkt ging es nun Richtung Mount Scopus. Diesen Tipp hatten wir von den anderen deutschen Gästen im Kibbutz Inbar bekommen. Auf diesem Berg steht die Uni und man hat einen fantastischen Ausblick nach mehreren Seiten. Einen Geocache haben wir auch noch gesucht. Und einen ersten Blick auf den Felsendom geworfen.



Von hier haben wir uns etwas treiben lassen. Der nächste Stopp war auf dem Ölberg an der Chapel of Ascension, die wir auf Googlemaps entdeckt hatten. Dort sollte es aber Eintritt kosten, also sind wir wieder gegangen. Uns dämmerte auch, dass wir in Ostjerusalem gelandet waren, die Beschriftungen an den Geschäften waren nun auf Arabisch. Außerdem riefen zahlreiche Muezzine gleichzeitig zum Gebet. Beim Vorbeifahren hatten wir noch ein Schild zur Church of Ascension gesehen. Also sind wir nochmal dorthin zurückgefahren. Sie lag auf dem Gelände des Auguste Viktoria Hospital, das vom Lutherischen Weltverband betrieben wird. Die Kirche war leider zu, aber das Auguste Victoria Café hatte geöffnet. Es gab außer uns keine Kunden und wir wurden direkt auf Deutsch angesprochen. Es stellte sich heraus, dass im Café Freiwillige aus Deutschland arbeiten. Wir haben uns sehr gut mit ihnen unterhalten. Es war auch spannend, dass nur eine von beiden im typischen „Freiwilligenalter“ war, also gerade die Schule abgeschlossen hatte und die andere bereits erwachsene Kinder hat und für ihren Einsatz ihren Beruf in Deutschland ruhen lässt. Es war außerdem toll, mal Einblicke von Leuten zu hören, die länger hier sind. Und so kamen wir, neben leckerem Kaffee und Kuchen – auch noch an eine exklusive Führung in der Kirche. Danke Beate! Den Blog über Beates Jahr als Freiwillige findet ihr hier.


Nun ging es zu einem weiteren Aussichtspunkt und von hier sahen wir zum ersten Mal so richtig den Felsendom mit der Altstadt. Ein beeindruckender Anblick!


Wir entschieden uns, zum Sonnenuntergang nochmal auf den Mount Scopus zu fahren. Im Endeffekt war es dort doch nicht ganz so schön, wie an der anderen Stelle, dafür war es aber nicht so voll. Außer ein paar grillender arabischer Jugendlicher war niemand da.


Da es nun eh dunkel war, sind wir zu Mike‘s House zurückgekehrt und haben den Abend mit unseren Einkäufen und der letzten Testflasche Wein ausklingen lassen.