Mir wird inzwischen unterstellt, dass Schuhe zu kaufen und wieder zu verkaufen ein neues Hobby von mir geworden ist. Und in dieser Unterstellung steckt tatsächlich ein Körnchen Wahrheit. Ich mag schon immer Schuhe und in meiner Vor-Barfußschuh-Zeit hatte ich Schuhe in allen Farben und Varianten, um für alle Wetter- und Outfit-Lagen gewappnet zu sein. Seit meinem Umstieg auf Barfußschuhe habe ich mich von diesen inzwischen zum größten Teil getrennt. Bis ich allerdings die richtigen Barfußschuhe für mich gefunden hatte, gingen tatsächlich so einige Paare durch meine Hände oder besser gesagt an meine Füße. Aufgrund des momentanen Hypes beim Thema Barfußschuhe bin ich alle gebrauchten Barfußschuhe gut wieder losgeworden und sie machen nun hoffentlich andere Füße glücklich. Hinzu kam auch, dass meine Füße sich sehr verändert haben. So wurden mir nach einem Jahr auch meine geliebten Primus Trail FG von Vivobarefoot zu klein und ich musste sie eine Nummer größer kaufen. Diese Schuhe waren meine ersten Barfußschuhe und sie habe ich nicht wieder abgegeben. Durch mein ganzes Probieren und Testen wird mir inzwischen immer deutlicher, dass die Schuhe von Vivobarefoot am besten zu mir, meinen Füßen und meinen Ansprüchen passen. Und für diese Aussage werde ich nicht bezahlt.

So hatte ich mir als etwas wetterfesteres Modell auch den Magna Trail FG zugelegt. Er ist knöchelhoch und stark wasserabweisend, also auch für schlechteres Wetter geeignet. Als nun meine nächsten beiden Etappen auf dem Fernwanderweg E5 anstanden (den Bericht dazu könnt ihr hier lesen), bin ich nochmal sehr ins Wanken geraten, was die Schuhwahl betraf. Denn eine kurze Testrunde mit meinen schweren Bergstiefeln zeigte mir, dass meine Füße nicht mehr bereit waren, die Steifigkeit und Enge zu ertragen und schon nach kurzer Strecke mit Brennen und Schmerzen reagierten. Eine Alternative wären die Freet Mudee gewesen, die ich in Schnee und Eis auf dem Ben Nevis (hier zu lesen) an den Rand ihrer Griffigkeit gebracht hatte. Aber die fehlende Profiltiefe hielt mich doch davon ab. Blieben besagte Magna Trail. Da mich laut Wetterprognose kein schlechtes, sondern eher sehr warmes und trockenes Wetter erwartete und ich ja auch nur drei Tage unterwegs sein würde, ließ ich mich darauf ein.

Habe ich es bereut? Ja und nein!

Ja, ich habe es bereut, aber nur, weil die Schuhe für einen ganztägigen Einsatz im Gebirge mit dicken Socken schlicht eine Nummer zu klein waren. Ich bin am Ende des zweiten Tages sehr lange, sehr steil abgestiegen und dabei die ganze Zeit mit den Zehen vorne angestoßen. Das hat am rechten Fuß zu einem komplett blauen Fußnagel geführt, der sich inzwischen sogar leicht löst. Das war natürlich mehr als ungünstig, lag aber wie gesagt nicht am Schuh selbst, sondern nur an der Größe.

Nein, ich habe es nicht bereut, denn es gab auf der Wanderung keinen Moment, an dem ich mir meine Bergstiefel gewünscht hätte. Die Sohle des Magna Trail hat genug Grip, um selbst auf feuchten Wegabschnitten nicht ins Rutschen zu geraten und auch kleine Schneefelder waren problemlos zu bewältigen. Ja, ich bin in den Schuhen auch mal gerutscht, z.B. auf steilen Schotterpassagen oder an Stellen, die gleichzeitig steil ab gingen und feucht waren. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass ich an solchen Stellen auch in den Bergstiefeln gerutscht wäre. Auch kleine Kletterpassagen gingen super. Außerdem bin ich viel seltener gestolpert. Mit den Bergstiefeln passiert es mir öfter am Ende einer Tagesetappe, dass ich die Füße nicht mehr hoch genug anhebe und dann mit der dicken Sohle hängen bleibe. Das ist mir in den Magna Trail nicht passiert. Auch bin ich nie umgeknickt (was mir sonst übrigens ausschließlich in Bergstiefeln passiert…). Auch längere Passagen auf grobem Schotter wurden nicht unangenehm. Meine Füße waren am Abend müde und angestrengt, aber nicht schmerzgeplagt.

Es gab einen Punkt, an dem die Magna Trail nicht mit Bergstiefeln mithalten konnten und das ist der Schutz vor Geröll. Also die Momente, wo man mit dem Fuß vor Geröll stößt oder es auf oder gegen den Fuß fällt. Und zur Tauglichkeit bei schlechtem Wetter kann ich natürlich auch nichts sagen.

Nach der Rückkehr von der Wanderung war also für mich klar, dass meine Füße so schnell nichts mehr in meine Bergstiefel bringen würde. Aber die Magna Trail würden es aufgrund der Größe auch nicht mehr tun. Um die Größe wirklich testen zu können, habe ich für den Neukauf einen Vivobarefoot-Laden aufgesucht. Die Magna Trail in grau gab es gar nicht mehr. Eine Größe größer passten sie genau richtig mit dicken Socken. Weil ich aber gerade vor Ort war, probierte ich auch den Tracker FG an. Diesen hatte ich ja bei meinem ersten E5-Versuch in einer Verzweiflungstat gekauft (schau hier). Da er aber durch meine sich verändernden Füße zu klein wurde und ja auch aus Leder war, hatte ich ihn in der Zwischenzeit wieder verkauft. Das Thema Leder hat mich auch dieses Mal lange zögern lassen, ich war über eine Stunde in dem Laden. Immer wieder habe ich zwischen dem Tracker und den Magna Trail hin- und hergewechselt.

Gekauft habe ich dann schließlich doch den Tracker. Das hatte mehrere Gründe. Das Design des Schuhs wurde im Vergleich zum letzten Jahr ein wenig verändert, so dass er mir schlicht besser gefiel. Das ist bei einem Wanderschuh aber eigentlich nebensächlich. Entscheidend war für mich der größere Schutz, den der Schuh eindeutig bietet. Durch das feste Leder ist der Fuß eben besser vor Geröll geschützt. Aber auch gegen Witterungseinflüsse ist man mit diesem Schuh deutlich besser gerüstet als im dem Magna Trail, denn dass ich immer nur in tollstem Wetter wandern würde, ist natürlich unrealistisch. Ja, der Schuh ist aus Leder. Das hat mir die Entscheidung so schwer gemacht. Andererseits sage ich mir: ich lebe inzwischen über sieben Jahre vegan. Ich kaufe sonst – zumindest bewusst – keine tierischen Produkte. Aber ich weiß auch, dass man niemals zu 100 Prozent vegan leben kann. Diese Schuhe sind dann nun mein Fleck auf meiner „weißen“ Vegan-Weste.

Testen werde ich den Schuh zunächst auf unserer Reise nach Namibia. Dort werden wir zwar nicht so viel wandern, aber es werden aufgrund von Schlangen, Skorpionen und Dornen knöchelhohe feste Schuhe empfohlen. Also ein passendes Einsatzgebiet. Danach möchte ich mit dem Tracker auf den Sardona-Welterbe-Weg zum Wandern. Über beides werde ich dann hier berichten. In der Zwischenzeit versuche ich, meine teuren Bergstiefel zu verkaufen.

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