Wer sich nicht für Whisky interessiert oder noch nie einen getrunken hat, sei vorgewarnt, der folgende Text könnte recht langweilig sein.

Mit Ardbeg und Laphroaig waren wir – für unseren Geschmack – natürlich sehr hoch eingestiegen bei unserern Besuchen der verschiedenen Destillerien. Alle anderen sollten nun, ohne Führungen, weil die eh alle ausgebucht waren, an einem Tag erfolgen.

Grundlage dafür bildete Garys unglaublich tolles Frühstück. Ungeschlagen dabei war natürlich das Porridge mit Ardbeg! So gestärkt machten wir uns nun auf den Weg und konnten noch ganz kurz zwei Seehunde in der Bucht beobachten.

Erster Stopp war bei Bruichladdich, das nur ca. 10 Meilen von Portnahaven entfernt ist. Türkis ist bei ihnen die Hauptfarbe und Erkennungsmarke. Bereits draußen erscheint diese Farbe und gibt der Destillerie ein recht modernes Erscheinungsbild. Im Shop zeigte sich auch, dass sie vermutlich das meiste Merchandising von allen Destillerien haben. Und sie hatten ein Cycle-Jersey und eine Cycle-Bibshorts für Frauen, die auch noch richtig gut aussahen und glücklicherweise nicht türkis waren. Damit war dann mein Geburtstagsgeschenk für Dezember bereits im April erledigt… Außerdem gab es ein witziges T-Shirt, das auch mit musste. Natürlich haben wir auch Whisky probiert. Das war insofern spannend, weil wir Bruichladdich noch gar nicht kannten. Gestartet sind wir mit dem Islay Barley 2011. Dieser Whisky ist gar nicht torfig oder rauchig. Er ist sehr weich und wie unserer Guide sagte: „easy drinking for breakfast“. Nach der Beschreibung hätten wir gar nicht erwartet, dass er uns so gut schmecken würde. Weiter ging es mit einem Port Charlotte (davon sind auch die Fahrrad-Sachen). Er riecht gar nicht torfig, ist im Geschmack aber sehr schön torfig. Er ist sieben Jahre alt, hat ein Rotweinfass-Finish und ist schön warm im Abgang. Er hat uns ebenfalls sehr gut geschmeckt. Aber dann kam der Octomore 8.2. Die Zahlen haben wir uns natürlich auch erklären lassen: Die Ziffer vorne bedeutet, dass es sich um die 8. Auflage des Octomores handelt, die zweite Ziffer bezeichnet die Art des Finishs. Dieser Whisky wird nach sechs Jahren in denen er in drei unterschiedlichen Rotweinfässern gelagert hat, in einem weiteren Rotweinfass vereint und reift darin für zwei weitere Jahre. Er hat Fassstärke und ist inzwischen wohl ausverkauft bis auf ein paar Flaschen im Shop. Er riecht nicht so torfig und schmeckt auch nicht so torfig wie wir es von einem Octomore vom Hörensagen erwartet haben. Er hat uns aber so gut geschmeckt, dass wir ihn als dritten Whisky auf unserer Reise für daheim mitgenommen haben. Gleichzeitig ist er der teuerste Whisky, den wir jemals gekauft haben.

Als nächste Destillerie lag Kilchoman auf dem Weg. Sie liegt quasi im Landesinneren und von demher für Islay-Verhälnisse weit weg vom Ufer und dem Meer. Hier haben wir als erstes den Sanaig probiert. Unsere Erwartung war nicht so groß, da uns der Machir Bay nicht so gut geschmeckt hat. Der Sanaig hat ein deutliches Sherryfinish. Geschmacklich hat er uns gut gefallen, deutlich besser als der Machir Bay, mit einer fruchtigen Note. Danach haben wir den Port Cask Matured Whisky probiert. Er riecht völlig anders als er schmeckt, der Karton hat einen Lilaton, der total der Farbe des Whiskys ähnelt, was eben durch die Portfässer kommt. Dieser Whisky ist einer der wenigen, bei dem wir nicht einer Meinung sind. Mir hat er nicht so gut geschmeckt, die schwere Süße war nicht so meins. Er ist leicht bitter in Abgang. Interessanterweise war es beim nächsten Whisky, dem Loch Gorm, genau umgekehrt. Diesmal hat er mir recht gut geschmeckt, meinem Mann aber nicht so zugesagt. Er ist recht torfig und noch etwas bitterer im Abgang. Hier haben wir im Shop eine kleine Flasche vom Sanaig und Postkarten und Untersetzer mitgenommen.

Nun ging es weiter nach Bowmore. In der Destillerie war an diesem Tag ein Kuchenverkauf mit Life-Musik für gute Zwecke. Insofern mussten wir den Dram auch nicht bezahlen. Da wir von Bowmore bereits den 12-, den 15- und den 18jährigen Whisky kannten und ja noch einige Whiskys vor uns lagen, haben wir nur die Vault Edition probiert. Er ist nicht besonders torfig, hat starke Vanille-Aromen. Er bleibt nicht so lang im Mund, ist insgesamt gut zu trinken, eher ein gefälliger, aber leckerer Whisky. Hier haben wir zwei weitere Whiskys als Miniaturen zum Probieren mitgenommen, den Small Batch und den Black Rock. Außerdem hatten sie Glaspipetten, die wir länger schon haben wollten. Lustigerweise haben wir unsere Gastgeber Ali und Gary bei Bowmore getroffen und Ingo konnte gleich einen Tipp für den Kuchen weitergeben.

Nun galt es erstmal, eine Pause zu machen und eine gute Grundlage für die weiteren Whiskys zu legen. Also sind wir in die Peatzeria gegangen. Dort gab es tolle Pizzen und Nudelgerichte, die es auch vegan gab. Ich hatte eine sehr leckere Pizza und Ingo Nudeln. Wir konnten sogar draußen sitzen, weil es so sonnig und mild war.

Als nächstes stand nun Caol Ila auf dem Plan. Die Straße dort hinunter zieht sich in Serpentinen zum Ufer und man meint schon, dass da eigentlich kein Gebäude geschweige denn eine ganze Destillerie mehr kommen kann. Das Tasting hier wurde mit Schokolade kombiniert. Zu jedem Whisky gab es eine passende Schokolade. Eigentlich musste man drei aus vier auswählen, wir haben aber alle vier bekommen. Die Schokolade war leider nicht vegan, die konnte mein Mann also allein essen, ein kleiner Ausgleich dafür, dass er an den Whiskys immer nur nippen konnte, weil er gefahren ist. Gestartet sind wir mit dem Moch. Er ist leicht torfig und insgesamt recht fruchtig. Obwohl er eine leichte Schärfe hat, ist er insgesamt sehr weich. Er hat uns sehr gut geschmeckt. Es folgte die Distillers Edition. Dieser Whisky ist rauchig, aber nicht so torfig. Er hat deutliche Vanille-, aber auch Lakritzaromen im Abgang. Er ist fein salzig und zu ihm passt dunkle Schokolade sehr gut. Er hat uns ebenfalls sehr gut gefallen. Mit diesem beiden konnte der nun folgende Feis 18 (also der Whisky, der zum Whiskysfestival 2018 herausgebracht wurde) nicht mithalten. Er kommt in Fassstärke und hat deutliche Raucharomen. Kaffee, Karamell und Schokolade lassen sich herausschmecken. Er ist lecker, für seinen Geschmack im Verhältnis aber zu teuer. Beim letzten Whisky, dem 18yo Unpeated sind wir irgendwie unschlüssig geblieben. Vom Geruch und dem ersten Geschmackseindruck erschien er uns recht künstlich und erinnerte uns an dieses Apfelaroma, das man auch in diesen Weingummi-Apfelringen findet. Im Abgang ist dann deutlich Karamell zu schmecken. Der Abgang ist überhaupt total großartig. Ein Whisky, der am Anfang gar nicht so gut schmeckt, einen im Abgang aber regelrecht umhaut. Ein sehr interessantes Geschmackserlebnis.

Nun ging es zur neuen Destillerie Ardnahoe, die erst seit zwei Jahren geöffnet ist. Alles sieht total modern aus. Whisky kann man logischerweise nicht probieren, der ist erst so in ungefähr acht Jahren fertig. Also haben wir uns hier nur im Shop umgesehen. Das Logo von Ardnahoe finde ich sehr gelungen. Auf den Whisky kann man dann mal gespannt sein.

Unser letzter Halt für heute sollte Bunnahabhain sein. Diese Destillerie hat einen sehr überschaubares Visitor Center. Man merkt, dass bei ihnen der Whisky absolut im Vordergrund steht und nicht die Bespaßung der Touristen. Das klingt jetzt sehr negativ. Ich gehe ja selbst gern als Touristin in die Shops und kann mich für das Merchandising begeistern. Trotzdem hatte es bei Bunnahabhain gleich eine ganz andere Atmosphäre. Wir haben das Warehouse 9 Tasting gemacht, alle Whiskys waren limitierte Handabfüllungen, die es auch nur in 300ml-Flaschen zu kaufen gibt. Als erstes haben wir den Manzanilla probiert. Er ist sehr pflaumig, intensiv und trocken und sehr lecker. Es folgte der Pedro Ximenez Noe, der im Geruch recht sprittig ist und an Obstler erinnert. Der Geschmack ist sehr warm und unmittelbar da, er ist nicht torfig, hat Aromen von Kaffee, dunkler Schokolade. Unser Guide bezeichnete ihn als „Christmas in a bottle“. Ein sehr leckerer und ungewöhnlicher Whisky. Danach kam der Moine (das gälische Wort für Torf) PX finish. Er erinnert an salziges Karamell, hat aber auch Noten von Zitrone und Lakritz. Schon der Geruch ist total großartig und der Geschmack erst recht. Ein Whisky, der uns unglaublich beeindruckte. Das neben uns sitzende Pärchen konnte sich nicht zwischen diesem Whisky und dem folgenden 13yo Moine Marsala entscheiden. Dieser letzte Whisky hat Citrusnoten im Geruch, ist ebenfalls ein wenig salzig und hat etwas von schwarzem Pfeffer und dunklen Beeren. Ebenfalls ein toller Whisky, aber für uns war klar, dass wir den Moine PX finish mitnehmen würden. Außerdem haben wir mit einem Maß unsere Sammlung der Whisky-Utensilien vervollständigt.

Nun mussten wir uns erstmal anderen Dingen zuwenden, denn für diesen Tag war es einfach genug. Also haben wir noch einen Geocache gehoben und uns Finlaggan angeschaut. Dort wollte ich eigentlich noch eine Runde baden gehen. Leider war das Wasser dafür zu niedrig, deshalb hab ich es dann doch sein gelassen. Zurück in Portnahaven haben wir im Pub noch etwas gegessen, dazu haben wir als Abschluss des Tages einen Jura Tastival 2007 probiert, einen nicht besonders torfigen, aber leicht rauchigen Whisky mit Citrusnote.

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