Vor ungefähr einem Dreivierteljahr habe ich mir meine ersten Barfußschuhe gekauft. Seitdem bin ich quasi komplett auf Barfußschuhe umgestiegen. In zwei Bereichen bleibe ich aus Überzeugung und aus Mangel an sinnvollen Alternativen bei konventionellen Schuhen: auf dem Rad brauche ich Schuhe für die beiden verschiedenen Klicksysteme (Rennrad bzw. Cross-/Mountainbike) mit einer entsprechend steifen Sohle und bei Bergtouren müssen es Bergstiefel sein. Ich halte nichts davon, im Hochgebirge ohne entsprechende Schuhe rumzuturnen. Meine Bergstiefel von Lowa bieten eine breite Zehenbox und haben eine „nah am Fels-Sohle“, mit ihnen komme ich gut zurecht und auf den Radschuhen laufe ich nicht, insofern gibt es keine Probleme. Sobald dabei ein Neukauf ansteht, würde ich lediglich Ausschau halten nach Radschuhen mit einer größeren Weite im Vorfußbereich.
Ein Einsatzgebiet, für das ich bisher noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden hatte, war das Wandern außerhalb des Hochgebirges, also z.B. Tagestouren durch unseren schönen Hegau. Die im letzten Jahr gekauften und hier auch vorgestellten Tracker von Vivobarefoot hatte ich inzwischen wieder verkauft, weil ich gemerkt habe, dass ich einfach kein Leder mehr haben mag. Also ging die Suche weiter. Diese beinhaltete gleich mehrere Hürden: es sollten keine flachen Schuhe sein, sie sollten aus veganen Materialien hergestellt sein und eine gewisse Wasserfestigkeit bieten. Gerade was die Wasserfestigkeit angeht, wird es schwierig, wenn man keine Lederschuhe haben mag. Darüberhinaus ist mir außerdem wichtig, wie die Herstellungsbedingungen der Schuhe sind, ein Anspruch, der die Suche nicht leichter machte.
Schließlich ließ ich mich auf einen Kompromiss ein und zwar im Bezug auf die Wasserfestigkeit. So kaufte ich mir den Sole Runner Transition Vario 3. Diese Schuhe sind nur wasserabweisend, deshalb besorgte ich mir wasserdichte Socken dazu. Das Pfiffige an diesen Schuhen ist, dass sie nicht nur eine Thermoeinlegesohle haben, sondern mit einem herausnehmbaren Fleecestück im Schaft ausgestattet sind. So sind sie variabel an unterschiedliche Temperaturen anzupassen. Der Praxistest hat gezeigt, dass sie krassem Regen wirklich nicht standhalten. Die wasserdichten Socken verhindern tatsächlich, dass die Füße nass werden, meine sind aber auf Dauer immer kalt geworden. Da ich relativ normal breite, aber sehr schlanke Füße habe (ich hab wenig „Fleisch“ an den Füßen), waren mir diese Schuhe auf Dauer zu weit, vor allem ohne Einlegesohle und Fleece im Schaft. Ich bin regelrecht geschwommen. Auch optisch fand ich sie nicht ganz so schön. Das hätte ich allerdings hingenommen, wenn sie ansonsten perfekt gewesen wären. Ich werde sie also wieder verkaufen.
Also hab ich mal wieder meine Zeit mit der intensiven Recherche im Internet verbracht – nicht, dass das besonders schlimm gewesen wäre. Dabei bin auch auf die Schuhe von freet footwear aus Großbritannien gestoßen. Sie haben einen veganen Wanderstiefel – den Mudee. Ihn gibt es in schwarz und in wanderschuh-braun. Das Material sieht aus wie Leder, ist aber eine sehr wasserabweisende Microfaser. Der Schuh ist schön leicht und bietet viel Platz im Vorfußbereich. Ich habe ihn, wie bei Wanderschuhen üblich, eine Nummer größer bestellt und er passt auch noch mit dickeren Wandersocken. Den Platz füll ich mit meinen Füßen in der Höhe nicht aus, er stört mich aber auch nicht. Mit längerer Nutzung wird es wohl Knicke geben, aber auch die finde ich nicht störend.
Die Schuhe stammen aus Großbritannien. Der Hersteller engagiert sich laut eigener Aussage für eine faire Produktion und kontrolliert seine Zulieferer und Produzenten immer wieder. Da ich keine gegenläufigen Aussagen gefunden habe, bin ich gewillt, das erstmal zu glauben.
Bei einem ersten Test fand ich die Schuhe sehr angenehm. Ich hatte guten Kontakt zum Boden, sie waren bei ca. 12°C auch nicht zu warm oder zu kalt, auch bin ich auf den feuchtem Untergrund nicht gerutscht. Den ersten Matsch und regennasse Wiesen haben sie problemlos überstanden und ohne dass ich nasse Füße bekommen habe. Nun muss ich sie bei Gelegenheit noch einem Dauertest unterziehen, also ausprobieren, wie sie sich z.B. einen ganzen Tag lang tragen. Auf den ersten Blick würde ich aber sagen: meine Suche hat ein Ende.
